- Epistolae obscurorum virorum
- ◆ Epị|sto|lae obs|cu|ro|rum vi|ro|rum 〈Pl.〉 = Dunkelmännerbriefe◆ Die Buchstabenfolge epi|st... kann in Fremdwörtern auch epis|t... getrennt werden.
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[»Dunkelmännerbriefe«], Titel einer Sammlung fingierter lateinischer Briefe scholastischer Gelehrter an O. Gratius (* 1480, ✝ 1542), Professor der schönen Künste an der Universität Köln, tatsächlich jedoch geschrieben von Humanisten als Satire auf die erstarrte spätmittelalterliche Wissenschaft, besonders der Kölner Theologen um den Dominikaner J. van Hoogstraten. Anlass war der seit 1509 literarisch wie juristisch geführte Streit zwischen dem konvertierten Kölner Juden J. Pfefferkorn und J. Reuchlin über den Wert jüdischen Schrifttums (z. B. des Talmud) für die christliche Lehre. - Idee und Gestalt der Epistolae obscurorum virorum stammen vom Erfurter Crotus Rubeanus, der 41 Briefe (darunter einige von H. von dem Busche) in Hagenau im Oktober 1515 veröffentlichte, ein Anhang hierzu (7 Briefe, Köln 1516) und eine zweite Sammlung (62 Briefe, Köln, Frühjahr 1517) stammen von U. von Hutten. Die Briefe, geschrieben in barbarischem, mit deutschen Wörtern gemischtem Latein, enthüllen mit beißender Ironie, derb-witziger Komik, im zweiten Teil auch mit direkter Polemik die dünkelhafte Unwissenheit, Heuchelei und Unmoral der »viri obscuri«, d. h. der Anhänger der Scholastik. Obwohl vom Papst verurteilt (5. 3. 1517, von Erasmus von Rotterdam und Luther abgelehnt, wirken die Epistolae obscurorum virorum als beispielhafte literarische Satire und Zeitkritik bis heute nach.Ausgaben: Epistolae obscurorum virorum, herausgegeben von A. Bömer, 2 Bände (1924).Briefe der Dunkelmänner, übersetzt von W. Binder (1964).
Universal-Lexikon. 2012.